HOW TO: CREATIVE LAB
HOW TO: CREATIVE LAB

Sechs Leitlinien, um die optimale  Umgebung für ein (digitales) Creative Lab auszugestalten.

HOW TO: CREATIVE LAB Mit Experimenten gegen die Unsicherheit

Sechs Leitlinien, um die optimale  Umgebung für ein (digitales) Creative Lab auszugestalten.

HOW TO: CREATIVE LAB Mit Experimenten gegen die Unsicherheit

Transformation, Krisen, Ungewissheit haben in den letzten Jahren ein erhöhtes Bedürfnis nach Stabilität und Sicherheit mit sich gebracht, das sich in den Aktionen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft widerspiegelt. Wenngleich der Blick über die Schulter und die Sehnsucht nach Altbekanntem intuitiv und verständlich sind, bieten sie in keiner Weise die Lösung für die Problematiken der Gegenwart. 

Tatsächlich tut sich an dieser Stelle ein Paradoxon auf: Wer Unsicherheit bekämpfen will, muss mehr Unsicherheit zulassen. Die Realität von gestern ist abgeschlossen, es besteht kein Sinn darin, sie konservieren zu wollen. Stattdessen ist es enorm wichtig, Krisen und Risiken als Chancen zu begreifen, die penetrant auf dem Silbertablett serviert werden. „Handle! Jetzt! Neu!“

Schon vor der Coronakrise hat das u-institut als Organisation den Anspruch un die Mission verfolgt, kreative Denk- und Handelnsmethodiken anzuwenden. Ergebnisoffene Innovation muss her, sagen wir! Besonders das Format des Creative Labs, das mit den Kreativlaboren der PHASE XI seinen Anfang nahm, hat sich hier als ein perfektes Beispiel für eine ergebnisoffene und sehr produktive Innovationssituation etabliert: Für einen bestimmten Zeitraum arbeiten interdisziplinäre Teams an einer Idee oder einer Fragestellung, die ein Zukunftsthema betrifft. Die Inkubation sowie die abgewogen freien und kontrollierten Rahmenbedingungen schaffen ein Umfeld, in dem Innovation besonders effektiv in die Welt gelangen kann.

Anhand des Covid19-Labs des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes, das von Juni bis November 2020 stattfand, zeigt dieser Artikel, welche 6 Leitlinien es zu beachten gilt, um die optimale  Umgebung – ein Creative Lab – auszugestalten. HOW TO: Creative Labs. 

(Die gesamte Publikation finden Sie HIER)

1. Chancen statt Krise

Durch lineare Prozesse und die Orientierung an einem vorab definierten Problem können Innovationspotenziale nicht voll ausgeschöpft werden. Doch was wäre, wenn…? 

Die Kultur- und Kreativwirtschaft bietet zahlreiche Methoden, um Utopien zu erschaffen und daraus Ansätze für eine wünschenswerte Zukunft zu extrahieren. Innerhalb des Creative Labs wird gemeinsam mit dem Partner*innen-Netzwerk nicht nach Akutlösungen gesucht, sondern die Transformation durch und nach der Krise diskutiert. Mithilfe von Design Fiction und Future Prototyping wird das Thema „Krise als Chance“ in den Fokus gerückt und neue Narrative zur Entwicklung von Ideen erprobt. 

2.  Gründung eines branchenübergreifenden Netzwerks 

Essenziell für die Ausgestaltung des Creative Labs ist die Gründung eines starken Netzwerks. Wenn es um globale und ungewisse Herausforderungen geht, die alle Lebensbereiche treffen, ist es umso wichtiger, Perspektiven zu wechseln und sich Problemen trans- und interdisziplinär zu nähern. Institutionen aus Forschung, Industrie und Kultur- und Kreativwirtschaft bringen idealerweise ihre Perspektiven in das Creative Lab ein. Die Ressource Netzwerk ermöglicht weitere positive Synergieeffekte: ein breites Portfolio an Kompetenzen, Reichweitensteigerung und Peer-Learning. 

3. Multiple Andockstellen im Netzwerk schaffen 

Die Partner*innen des Creative Labs können sich in unterschiedlichen Rollen einbringen: Durch Austausch bei Netzwerkveranstaltungen und Szenario-Workshops, durch die Teilnahme als Expert*innen bei Innovation Camps, durch kritische Bewertung der Ideen als Juror*innen oder die Begleitung der 6 besten Teams als Coaches. Die Partner*innen bekommen die Freiheit, sich entlang der Wertschöpfungskette des Labs zu bewegen und je nach Expertise und Interesse Teil des Prozesses zu sein. 

4. Das Ergebnis vom Ende her denken

Unternehmerische Experimente für die Zukunft post-Corona in Form von Risky Projects machten einen zentralen Teil des Creative Labs COVID-19 aus. Es konnte gelingen 3 Ideen schon im Rahmen des Labs von der Idee in die Unternehmensgründung zu führen. Doch die Skalierung von Ideen hin zu drei Unternehmens-Gründungen innerhalb des Labs, war nur möglich, da methodische Unterstützung und finanzielle Mittel für die Entwicklung und Umsetzung direkt mitgeplant, und dies den Teilnehmer*innen auch so kommuniziert wurde. Der Netzwerk-Aufbau, die Experimentier-Phase und die Inkubation der Risky Projects folgte im Creative Lab COVID-19 einem Phasenmodell.

5.  Ergebnisoffene Orientierung

Was erst einmal paradox klingt, ist im Kontext von Innovationsentwicklung zentral. Dabei ist Ergebnisoffenheit nicht gleichzusetzen mit Ziellosigkeit. Nicht der zu entwickelnde Output wird festgelegt, sondern die Richtung.

Durch die Definition einer klaren Vision und den dazugehörigen ersten Meilensteinen konnten die Teams der Risky Projects in die Prototypenentwicklung starten. Mit der Begleitung durch erfahrene Coaches wurden Sparringpartner*innen für die Projektteams geschaffen, die im Prozess halfen, Fehler und neue Erkenntnisse nicht als Scheitern zu empfinden, sondern die sich daraus ergebenden Chancen nutzbar zu machen. Das Team Tribes z.B. machte im Prozess einen Teamwechsel durch und veränderte das Produkt von der „digitalen Selbsthilfegruppe“ hin zur Community-Plattform für Menschen mit Lebensmittelintolleranz. Wir lernen hieraus, dass es wichtig ist, Veränderungen auch als Fördernde mitzugehen und positiv zu unterstützen, auch, wenn dies Flexibilität, Ressourcen und Offenheit erfordert. Im Ergebnis und den Erkenntnissen zahlt sich das aus.

6. Mut zu Experimenten in alle Richtungen

Wenn es das Ziel eines Creative Labs ist, Räume für ergebnisoffene Experimente zu gestalten, dann muss auch das Lab bereit sein, experimentell zu arbeiten. Die Nutzung von neuen Werkzeugen wie „Mozilla Hubs“ als 3D-Präsentationsfläche oder dem dynamischen Videokonferenztool „Wonder“ zeigten zwar anfängliche technische Anwendungshürden, boten aber gleichzeitig neue Möglichkeiten zur Vernetzung und für co-kreative Prozesse im digitalen Raum.

Fazit

Damit ein Creative Lab seinem Namen gerecht wird, sind experimentelle Strukturen und Ergebnisoffenheit wesentliche Schlüsselfaktoren zum Erfolg. Wer Innovationen ermöglichen will, muss Dinge anders machen und auch bereit sein, zu scheitern. Die Verknüpfung von diversen Akteur* innen wie beispielsweise der Medienbranche und der KI-Forschung, die Entwicklung von Post-COVID Utopien durch kreativwirtschaftliche Methoden wie Sci-Fi Prototying und Narration und die Initiierung ergebnisoffener Unterstützungsmodelle sind Bausteine für ein gelungenes Experimentierfeld. Das erste Creative Lab COVID-19 war als neues Format des Kompetenzzentrums eine Reise ins Ungewisse. Und auf solch einer Reise braucht es vor allem drei Dinge: Mut, Neugierde und die Bereitschaft, immer wieder neu zu lernen.