Staatssekretär Michael Kellner zur Eröffnung des Impact Breakfasts
Auf Initiative des Ansprechpartners für die Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung, Michael Kellner, trafen sich im kuratierten Kreis Impact Investor*innen, Unternehmer*innen der Kultur- und Kreativwirtschaft und Politiker*innen des BMWK und Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zu einem Impact Breakfast. Der Blick richtete sich auf die aktuell existierenden Finanzierungsangebote und deren Lücken in Bezug auf die Förderung von kreativen und sozialen Innovationen.
Schnell wird bei diesem ersten Impact Breakfast klar, die Menschen an diesem Tisch kennen sich nicht und haben bisher kaum Berührungspunkte gehabt. Die Frage ist, wieso – denn, was sie sich mitzuteilen haben könnte für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Zukunft von enormem Wert sein.
Wichtig war bei diesem ersten Impact Breakfast, bei dem Kultur- und Kreativschaffende, Investor*innen und Politiker*innen an einem Tisch saßen, vor allem, dass die Unternehmer*innen der Kultur- und Kreativwirtschaft das Forum nutzen konnten, um auf Hemmnisse und Hürden im Impact Investing aufmerksam zu machen und Lücken in den Förderprogrammen für impact-orientierte Unternehmen zu benennen.
Dabei ist diese Kritik an den bestehenden Fördermodellen nicht neu: Die aktuellen Förderangebote in Deutschland sind vielseitig, aber sie passen in ihren Strukturen für die Anforderungen vieler Unternehmer*innen nicht. Unter anderem geht es dabei um die Kleinst- und Kleinunternehmer*innen und Unternehmer*innen, die vielfach nicht aus Wissenschaft und Hochschulen gründen. Mit ihren Ideen wären sie in der Lage, einen wichtigen Beitrag zum kreativen und sozialen Impact in Deutschland zu leisten. Oft fehlt es ihnen aber an der notwendigen Anschubfinanzierung, weil die existierenden Fördermaßnahmen im Ergebnis zu oft noch nicht zu ihren Bedarfen passen.
Auch Investitionsmodelle und Investor*innen, die dem Wert „Wirkung“ ausreichend wirtschaftliche Bedeutung beimessen sind interessant. Aber Social bzw. Creative Return als Gegenwert für Investitionen scheinen nach wie vor zur Bemessung für die Bewilligung einer Anschubfinanzierungen und eines Seed Fundings auszureichen. Warum Creative Impact bisher nur eine Randerscheinung ist, hat sicherlich viele Gründe, eine zentrale Herausforderung ist dabei die Bemessung von gesellschaftlicher Wirkung im Vergleich zu den bisher angesetzten wirtschaftlichen Kriterien.
„Wir arbeiten schon seit einigen Jahren daran die Politik, aber auch Impact Investor*innen darauf aufmerksam zu machen, dass wir für eine zukunftsfähige Wirtschaft und erfolgreiche Innovationsentwicklung in Deutschland grundsätzlich und strukturelle Veränderungen in der Förder- und Investmentlogik vornehmen müssen“, betont auch Christoph Backes, Projektleiter des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes und einer der vier Geschäftsführer*innen am u-institut.
Auch Michael Kellner, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und seit Herbst 2022 Ansprechpartner für die Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung, ist das Thema wichtig. Sein Fokus liegt dabei unter anderem auf der Frage, wie sich die Ideen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft skalieren lassen. „Es lohnt sich das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes zu besuchen. Man sieht da viele tolle Ideen mit großem Impact für Nachhaltigkeit, soziale Dimension, Circular Economy und Klimaschutz. Ich würde mir wünschen, dass wir das hochskalieren“, betonte der Schirmherr der Veranstaltung auch bei seiner Auftaktrede vor den über 30 geladenen Gäst*innen.
Über eine Stunde wurde gemeinsam gefrühstückt aber vor allem auch diskutiert. Die rund 15 Unternehmer*innen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft ebenso wie Organisationen wie Send e. V. und AiDiA Pitch nutzten den Austausch, um das Verständnis von Impact Investment zu erweitern. Immer wieder wurde dabei in den Wortbeiträgen deutlich, dass (Gründungs-)Förderungen wie sie aktuell existieren, immer noch vor allem auf die Bedarfe technischer Innovationen abgestimmt sind und den Realitäten von Gründer*innen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft nicht entsprechen.
So verwies die Co-Gründerin und CEO von Fein Games, Franziska Zeiner, darauf, dass sich zu viele Seed Funding Angebote ausschließlich an Uniabsolvent*innen richten würden, aber Unternehmer*innen, die bereits mehrere Jahre Berufserfahrungen gesammelt haben, kaum passende Förderangebote erhalten.
Und Daniel Bosman, der Co-Gründer von Our Greenery betonte: „Wer Impact schaffen möchte kann nicht immer nur aufs Geld gucken.“ Die Diskrepanz zwischen bestehenden Angeboten und aktuellen Bedarfen und insbesondere die mangelnde Berücksichtigung von Wirkung im Sinne von kreativem und/oder sozialem Impact war für die anwesenden Unternehmer*innen eines der wesentlichen Anliegen.
Natürlich gibt es im Bereich Impact Investment auch schon Initiativen und Angebote, die Lücken schließen wollen und die daran arbeiten, Hürden sichtbar zu machen und zu überwinden. Ein Anliegen sind dabei auch diskriminierende Strukturen, die es vielen Unternehmer*innen schwer machen, sich an den üblichen Fördermaßnahmen zu beteiligen.
Lucy-Llonna Larbi, Initiatorin von AidiA Pitch – das erste afrodeutsche Start-up Pitch Event – legt ihren Fokus beispielsweise als Management Consultant auf die Potenziale afrodeutscher Unternehmer*innen: „Die Förderlandschaft zeigt noch lange nicht das gesamte Potenzial. Es werden bisher viele große Gruppen ausgeschlossen. Ich möchte der Bundesregierung das Angebot machen, diese Gruppen mitzudenken.“
Bild 1: Die Gründerinnen von Tebalou, Olaolu Fajembola und Fein Games, Franziska Zeiner, im Gespräch (von links)
Bild 2: Die Sozialunternehmerin und Ansprechpartnerin für Soziale Innovationen beim BMBF, Zarah Brun, führt in das Thema mit einem Impulsvortrag ein.
Bild 3: Dr. Anna Christmann, Staatssekretärin im BMBK informierte über die Entwicklungen der Förderprogramme.
Die Idee von Förderstrukturen für die Bedarfe von Kleinstunternehmer*innen und eine Berücksichtigung anderer Werte ist keine neue Erfindung. International gibt es bereits seit einigen Jahren interessante Beispiele wie Funding-Angebote und -Programme erfolgreich eingesetzt werden können und dabei denjenigen zugutekommen, die in den klassischen Förderstrukturen nicht oder zu wenig mit ihren innovativen Leistungen berücksichtigt werden. Dazu zählen u. a. Modelle im Bereich „Repayable Finance“ mit Fokus auf die Kultur- und Kreativwirtschaft wie Arts & Culture Finance von Nesta oder Creative Growth Finance von Creative UK sowie Funds im Bereich soziale Innovation wie zuletzt Kanada mit dem Social Finance Fund.
Förderangebote wie diese ermöglichen es Kreativ-Unternehmer*innen, Creative Impact zu entfalten. Das Kapital würde selbständige Kultur- und Kreativschaffende in der Seed- und Wachstumsphase finanziell absichern und schafft auf individueller Basis zeitlichen Freiraum, um längerfristig in gesellschaftspolitische Modellprojekte und kreativunternehmerische Experimente zu investieren, die sich nicht nur monetär am Ende für alle auszahlen. Inspiration und Erfolgsgeschichten gäbe es also genug.
Die Vision, die auch die an diesem Tag Unternehmer*innen, Investor*innen und Politiker*innen zusammengebracht hat, ist eine vielfältige und nachhaltige Kultur- und Kreativwirtschaft, welche das Leben bereichert, klare gesellschaftliche Wirkung erzielt und Zugang zu Finanzierung mit Motivation zur Rückzahlung erhält.
Das Ziel sollte sein, kreative Unternehmer*innen zu stärken, die einen positiven Wandel vorantreiben und eigenständig Risiken eingehen
Text: Katja Armbruckner Fotos: Mina Gerngross